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Smart Investor Ausgabe 06/2019

„Beteiligungsunternehmen brauchen ein klares Geschäftsmodell“

Smart Investor im Gespräch mit Gunter Burgbacher, Greiff capital management AG und VVO Haberger AG, über den Ansatz des Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen (WKN: A2JQJC) und seine persönliche Affinität zu diesem Investmentthema

Smart Investor: Herr Burgbacher, Sie investieren in Ihrem neuen Fonds in Beteiligungsunternehmen. Was macht die Titel besonders attraktiv? Burgbacher: Börsennotierte Beteiligungsunternehmen verfolgen eine Diversifizierungsstrategie, um vor allem Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Es handelt sich hierbei um Beteiligungsgesellschaften, Holdings und Mischkonzerne, deren Geschäftsmodell hauptsächlich darin besteht, Beteiligungen an anderen eigenständigen Unternehmen zu erwerben oder Unternehmen zu kaufen. Diese können langfristig gehalten und entwickelt oder nach einiger Zeit wieder veräußert werden. Zugleich erwirtschaften die meisten Beteiligungsunternehmen häufig durch ihr Kerngeschäft hohe operative Cashflows, halten ausreichend Cash, um antizyklisch zu investieren, und bergen Spinoff-Potenziale. Außerdem bieten spezialisierte Beteiligungsunternehmen Investoren einen Zugang zu speziellen Themen, Branchen und Märkten. Die Erfolge von Beteiligungsunternehmen sind maßgeblich von der Managementleistung der Unternehmensführung abhängig. Die Auswahl der Beteiligungen und die Investmentstrategie bestimmen die Anlageergebnisse. Smart Investor: Woher kamen die Leidenschaft für Beteiligungsgesellschaften und die Idee, einen Aktienfonds zu diesem Investmentthema aufzulegen? Burgbacher: Das Thema begleitet mich schon lange. Seit 1993 bin ich an der Börse aktiv. Mein erfolgreichstes privates Investment war eine Beteiligungsgesellschaft, seit über 20 Jahren habe ich privat immer in diesem Segment investiert. Dabei ist mir klar geworden, dass Streuung und auch die Gleichgewichtung von Unternehmen essenziell ist. Beides wird auch im Fonds so umgesetzt. Die ersten Kontakte zur Realisierung des Fondsprojekts hatte ich 2017 mit Volker Schilling von der Greiff capital management AG und mit Ralf Flierl vom Smart Investor, da der Smart Investor regelmäßig und fokussiert über Beteiligungsgesellschaften berichtet. Für deutsche Beteiligungsunternehmen greife ich auch auf Research des Smart Investor zurück. Smart Investor: Worin unterscheiden sich klassische Beteiligungsunternehmen von ähnlichen Konzernstrukturen? Burgbacher: Bei einer Beteiligungsgesellschaft im gängigen Sinne steht die Kapitalbeteiligung im Vordergrund, um mit einer Minderheitsbeteiligung an ausgewählten Unternehmen gewinnorientiert zu investieren. Weitere Motive für Beteiligungen sind z.B. Zugang zu Know-how über Märkte und Innovationen wie etwa neuartige Produkten oder Vertriebsansätze. Im Gegensatz dazu erwirbt eine Holding eine mehrheitliche Beteiligung an Unternehmen (über 50%), die es ihr ermöglicht, auch Einfluss auf die operative Führung der Unternehmen auszuüben. Die Muttergesellschaft ist die Holdinggesellschaft, die anderen Firmen Tochtergesellschaften; diese können durch Synergie- und Netzwerkeffekte sowie Finanzierungskapital im Aufbau unterstützt werden. Unter dem Dach von Holdings entstehen so vielmals kleine, selbständige Einheiten, die effizienter sind und sich leichter zu Geld machen lassen. Als Mischkonzern wird ein stark diversifizierter Konzern bezeichnet, man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Konglomerat. Die dem Konzern angehörenden Unternehmen sind in verschiedensten Branchen tätig. Mischkonzerne haben meist die Form einer Holding mit international tätigen Tochtergesellschaften und sind oft durch Fusionen oder Übernahmen entstanden. Smart Investor: Welche Voraussetzungen müssen die Unternehmen mitbringen, um in den Fonds aufgenommen zu werden? Burgbacher: Der Investmentansatz ist bottom-up-getrieben. Wichtig ist, dass die Beteiligungsunternehmen ein klares Geschäftsmodell haben und mindestens fünf Beteiligungen halten. Kleinere Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 50 Mio. EUR werden aussortiert. Die Gewichtung von Private-Equity-Firmen ist auf maximal 20% des Fondsvolumens begrenzt. Mein Investmentuniversum besteht aus ca. 350 Unternehmen; zumindest 100 Firmen habe ich davon auf meiner Watchlist. Ziel ist es, etwa ein Drittel davon im Fonds zu haben. Zudem vermeide ich Redundanzen. Ein Beispiel: Altbaba und SoftBank haben als größte Beteiligung Alibaba. Es macht keinen Sinn, zwei Unternehmen mit diesem Kerninvestment im Fonds zu halten, selbst wenn beide aus Bottom-up-Sicht ein Investment wären. Daher habe ich mich für SoftBank entschieden (auf S. 50 finden Sie einen Artikel zu SoftBank; Anmerkung der Redaktion). Das Unternehmen verfolgt einen aktiveren Ansatz, hat eine breitere Streuung und weist aus meiner Sicht ein höheres Potenzial auf. In einem letzten Schritt achte ich auf eine Sektorenstreuung und die Vermeidung von Klumpenrisiken. Hinzu kommt eine Diversifikation über Investmentstile. Ich mische u.a. Special Situations mit Wachstumsstrategien, Value Investing und High-Dividend-Strategien. Smart Investor: Achten Sie auf bestimmte Kennzahlen? Wenn ja: welche? Ist der Fonds immer voll investiert oder halten Sie auch Cashquoten? Burgbacher: Eine der wichtigen Kennzahlen ist der positive operative Cashflow der Beteiligungsgesellschaften, da das Geld wieder neue Investments ermöglicht. Bis auf die Private-Equity-Firmen im Portfolio ist das bei den Unternehmen des Fonds der Fall. Ich halte immer eine Cashquote, und zwar mindestens in der Höhe, in der auch jede einzelne Aktie gewichtet ist.

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