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Interview auf FondsDISCOUNT mit Gunter Burgbacher

FondsDISCOUNT.de: Herr Burgbacher, der Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen (ISIN: DE000A2PE006) enthält den Grundgedanken einer größtmöglichen Diversifikation. Warum haben Sie sich dafür und nicht für ein altbewährtes Dachfondskonzept entschieden?

Gunter Burgbacher: Der Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen ist der erste Investmentfonds in Deutschland, der sich ausschließlich auf Aktien von börsennotierten Beteiligungsgesellschaften, Holdings und Mischkonzernen konzentriert. Ein Dachfonds wäre in diesem Segment daher gar nicht möglich gewesen, es gibt schlicht nicht genügend Fondsauswahl. Einige Aktienfonds konzentrieren sich zwar auf Private Equity-Beteiligungsunternehmen, diese Art von Beteiligungsunternehmen stellt im Fonds aber nur eine von über zehn Investmentstrategien in diesem Segment dar. Liquidität und Cash Flow stehen im Gegensatz zu reinen Private Equity-Strategien im Vordergrund.

Die Mischung der Aktien börsennotierter Beteiligungsunternehmen im Fonds gleicht aber tatsächlich einem Dachfondsinvestment und erfüllt die Zielvorgaben der Investoren hinsichtlich Diversifikation, langfristiger Geschäftsmodelle und Risikomanagement auf eine kostengünstige Art und Weise. Im Unterschied zu den immer stärker regulierten offenen Fonds können Beteiligungsunternehmen zudem mit deutlich höheren Freiheitsgraden und unabhängiger von Benchmarks agieren sowie gegebenenfalls antizyklisch investieren. Die Unternehmen profitieren als Eigentümer im Unterschied zu Fonds von Insiderkenntnissen zu den Investments, unterliegen nur ihren eigenen Investitionskriterien und keinen regulatorischen Schranken wie ein Fondsmanager. Es wird rein unternehmerisch gehandelt, so werden professionell Werte geschaffen.

Welche Ertragsmöglichkeiten bestehen denn konkret für Beteiligungsunternehmen?

Die Ertragsmöglichkeiten sind aufgrund unterschiedlicher Investmentstrategien vielfältig und nicht nur auf Kursgewinne und Dividenden beschränkt. In vielen Fällen kaufen Beteiligungsunternehmen ihre Investmentbeteiligungen und Akquisitionen mit tiefgreifenden Kenntnissen in Industrien und Branchen unter ihrem Substanzwert. Sie sind in der Lage, aktiv an der Entwicklung der Unternehmenspotentiale mitzuarbeiten, z.B. werden im Rahmen von Buy and Build-Strategien erworbene Unternehmen weiterentwickelt und integriert. Für die Unternehmen besteht zudem die Möglichkeit von Zusammenführungen, IPOs oder Spin-Offs zu profitieren. Eine weitere Ertragsmöglichkeit bietet sich Royalty-Unternehmen, deren Geschäftsmodelle sich u.a. auf die Vereinnahmung von Lizenzgebühren konzentrieren. Die Royalty-Unternehmen zahlen Geld und bekommen dafür einen Anteil an den Erträgen aus schon laufenden oder noch anstehenden Umsätzen von Unternehmen aus den Bereichen Rohstoffe, Pharma und Biotech oder auch Erneuerbare Energien.

Wie viele Unternehmen gehören zum Anlageuniversum? Anhand welcher Kriterien gelangt eine Gesellschaft schließlich ins Portfolio des Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen?

Für das Anlageuniversum kommen rund 500 Unternehmen in Frage, nach einer ersten Selektion sind 350 verblieben, davon erfüllen weltweit etwa 100 Unternehmen unsere Anforderungen. Diese sehen unter anderem vor, dass die Gesellschaften mindestens fünf Beteiligungen halten und eine Marktkapitalisierung von mindestens 50 Millionen Euro haben. Um geeignete Kandidaten herauszufiltern, setzen wir auf eine Bottom up-Strategie, flankiert von einer substanziellen Due Dilligence. Dabei nehmen wir unter anderem die Marktliquidität, Bewertungskennzahlen sowie die Management- und Bilanzqualität – beispielsweise der operative Cash Flow – unter die Lupe. Darüber hinaus bewerten wir unter anderem auch Faktoren wie das Momentum sowie die Attraktivität der Beteiligungen und achten darauf, Redundanzen zu vermeiden. Letztlich landen so 25–40 Beteiligungsunternehmen im Fonds.

Bei einem Bottom-up-Analyseansatz steht das einzelne Unternehmen im Mittelpunkt der Betrachtung. Inwieweit werden Entwicklungen bestimmter Sektoren in Ihrem Research einbezogen.

Im Fonds entfallen rund zwei Drittel auf breit diversifizierende Beteiligungsunternehmen wie z.B. Berkshire Hathaway und rund ein Drittel auf spezialisierte Beteiligungsunternehmen wie z.B. BB Biotech. Insbesondere im Bereich der spezialisierten Unternehmen werden Sektoren und das Momentum verstärkt in das Research einbezogen. Wesentliche Treiber der schnellen Erholung der Aktienmärkte in der Coronakrise waren die Sektoren Gesundheit und Technologie. Beteiligungsunternehmen mit Fokus auf diese Sektoren waren und sind Profiteure der Coronakrise. Zuletzt haben sich z.B. Beteiligungsunternehmen mit Fokus auf erneuerbare Energien stark entwickelt aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen. Diese Entwicklungen werden im Fondsmanagement entsprechend berücksichtigt.

Im letzten Jahr konnten Sie die temporären Verluste nach dem Börsenchrash im März relativ schnell aufholen. Wie sehen Sie sich mit dem Fonds generell gegenüber Krisen aufgestellt?

Beteiligungsunternehmen bieten Anlegern dank ihres hohen Diversifikationspotenzials auch in Phasen konjunkturellen Gegenwinds ein robustes Anlagemedium. Über 25 Prozent der Unternehmen im Fonds haben eine Historie von über 100 Jahren. Diese Unternehmen haben viele Krisen nicht nur überlebt, sondern sich immer wieder neu erfunden, weiterentwickelt und verbessert. Viele Argumente sprechen für ein Investment in börsennotierte Beteiligungsunternehmen. Der Mehrwert der unterrepräsentierten Anlageklasse der Beteiligungsunternehmen, bestehend aus Beteiligungsgesellschaften, Holdings und Mischkonzernen mit bestehenden Beteiligungsportfolios, hohen Cash-Flows und Cash-Bestand, der antizyklisch investiert werden kann, zeigt sich gerade in Krisenzeiten. Korrekturen an den Aktienmärkten werden durch die hohe Substanzkraft dieser Unternehmen häufig etwas abgemildert und es folgt bei der Erholung der Aktienmärke eine schnelle Aufholung der temporären Verluste, so auch nach dem Börsencrash im März 2020.

Stichwort Nachhaltigkeit: Sind in dem Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen ESG-Kriterien implementiert bzw. lassen sich diese bei diesem Konstrukt überhaupt einbinden?

ESG-Kriterien haben ein sehr hohes Gewicht im Fonds, es werden zum Beispiel

der UN Global Compact mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) sowie ESG-Ratings berücksichtigt. Dabei werden Beteiligungsunternehmen bevorzugt, die eine führende Rolle bei der Umsetzung der SDGs einnehmen. Da Beteiligungsunternehmen in ihrer Unternehmensstruktur und aufgrund der Vielzahl der Beteiligungen sehr breit diversifiziert sind, ist deren Beurteilung hinsichtlich der ESG-Kriterien ungleich komplexer und noch längst sind nicht alle Unternehmen in diesem Segment ausreichend gescreent. Im Morningstar-Nachhaltigkeitsrating wurde der Fonds bereits mit vier von fünf Globen ausgezeichnet.

Herr Burgbacher, herzlichen Dank für Ihre Zeit und die Beantwortung der Fragen.

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